Fabian Grimm
"Wenn ich Rezepte in Zeitschriften oder auf meinem Blog veröffentliche, weiß ich nicht, wie sie den Lesern schmecken – selbst die Reaktionen und Kommentare im Netz bekomme ich ja für Fotos, nicht für den eigentlichen Geschmack. Ich freue mich auf das WILD FOOD FESTIVAL, weil ich diese Momente während der Workshops mal ganz unmittelbar erleben werde!"

Lange Jahre war ich Vegetarier. Aus Überzeugung: Nichts essen was mal Augen hatte, die Tiere einfach
mal in Ruhe lassen, Fleisch ist Mord – das ganze Programm. Inzwischen habe habe ich ein Gewehr, einen Jagdhund und blogge auf haut-gout.de darüber, wie ich Rehe, Wildschweine und andere Tiere beobachte, erlege, verarbeite und schließlich zubereite.
Tiere esse ich wieder, sprichwörtlich von nose to tail und mit höchstem Genuss – wenn ich sie selbst getötet und verarbeitet habe. Verantwortung für meine Ernährung zu übernehmen bedeutet für mich, mich nicht nur auf Stempel, Siegel und Zertifikate zu verlassen, sondern mir selbst die Hände schmutzig zu machen. Ganze Tiere zu verarbeiten, hilft mir, das Lebensmittel Fleisch in allen Facetten kennenzulernen und zu verstehen: Welches Teilstück ist für welche Zubereitungsmethode geeignet? Und wie kann ich unbeliebtere Stücke wie Herz, Nieren, Leber sinnvoll verwerten? Es macht Spaß, Antworten auf diese Fragen zu suchen, denn Wildfleisch ist einfach ein fantastisches Lebensmittel. Die Tiere wachsen langsam, mit viel Bewegung und artgerechter Nahrung. Das schmeckt man: Jede Wildart hat ihren eigenen, feinen Geschmack der sich mit den Jahreszeiten und dem Alters des Tieres verändert.
Spaß macht mir auch die Arbeit an haut-gout.de: Wildrezepte, Verarbeitungs- und Zubereitungstipps, Naturfotos, Beobachtungen und Erlebnisse aus dem Wald, Texte zu verantwortungsvollem Fleischkonsum... Mindestens einen neuen Beitrag veröffentliche ich jede Woche auf dem Blog. Ein klassischer Foodblog ist haut-gout.de trotzdem nicht, obwohl es viel um Lebensmittel geht. Das Lebensgefühl hinter der Jagd steht für mich klar im Vordergrund – Jäger zu sein bedeutet für mich, mich intensiv mit Lebensraum und -rhythmus der Wildtiere zu beschäftigen. Es ist wunderbar, viel Zeit in der Natur (soweit man diesen Begriff für unsere Kulturlandschaft verwenden kann...) zu verbringen und zu versuchen, sich in das Wild hineinzufühlen um sein Verhalten immer besser zu verstehen. Ganz nebenbei wandern so außerdem Kräuter, Pilze und Beeren aus dem Revier in meine Küche. Genau wie beim Wild habe ich auch bei dieser »Beute« den Anspruch, ihren großartigen Geschmack optimal zur Geltung zu bringen.
Damit begonnen zu bloggen habe ich Ende 2015. Ich wollte und will um mich mit anderen Menschen über Wild und Wildrezepte austauschen und neues lernen. Die Arbeit an der Seite ist für mich eine stetige Motivation neue Rezepte auszuprobieren, öfter die Kamera mitzunehmen und Erlebnisse auch mal aufzuschreiben. Seit 2016 veröffentliche ich außerdem regelmäßig Rezepte in den Jagdzeitschriften des dlv („unsere Jagd“, „Pirsch“, Niedersächsischer Jäger“). 2018 ist dann mein erstes Buch im Verlang Neumann-Neudamm erschienen: „Rehwild – vom Lebewesen zum Lebensmittel“, eine Schnitt-für-Schnitt-Anleitung zum Zerwirken.